1.1 - Alle lachen außer Gaara

Madara war sich nicht so ganz sicher, ob es ihm gefiel, dass er jetzt doch ganz gut wusste, was sie meinte - es war einfacher alles auf Unverständnis zu schieben als sich darüber Gedanken zu machen. Madara schaute eine ganze Weile an, dann bewegte er sich, bis er auf der Bettkante saß und auf den Boden sah, die Augen kurz schloss. Er wusste nicht, was er fühlen sollte - Verwirrung, Traurigkeit, Wut? Nichts davon traf zu und doch irgendwie alles auf einmal.
"Das stimmt. Du gehörst hier genau so wenig hin wie ich", sagte er dann. "Aber daran können wir nichts ändern." Er sah sie erneut und es fühlte sich alles seltsam distanziert an. "Ich weiß nicht, wie das alles passiert ist. Ich weiß gerade vieles nicht und das weiß ich am wenigsten. Es sollte nicht möglich sein."

"Hm, viel Erfolg", wünschte Ryoichi, der noch etwas draußen blieb."Und äh. Wenn ich was für dich tun kann, sag Bescheid." Er grinste und gab ihm einen Daumen nach oben.

Miyabi nickte. "Ich habe mich so furchtbar gefühlt, als ich plötzlich wieder hier war", sagte sie leise. "Ich hatte nicht damit gerechnet, jemals wieder hier zu sein. Irgendwann. Und das war okay für mich", sie schüttelte langsam den Kopf. "Und dann bin ich plötzlich wieder hier und...es ist einfach alles so ein Haufen Scheiße?", sie konnte es nicht in andere Worte fassen. Einige Sekunden lang war sie still, schließlich sagte sie leise: "Ich bin trotzdem froh, dass du hier bist". 

Hidan lächelte gequält und ging rein, wo er prompt mit Pain zusammenstieß. "Na hoppala!", rief Pain erschrocken, dann erkannte er Hidan vor sich und umarmte ihn. "Hallo Hidan! Wie schön, dass du gut hier angekommen bist! Ich freue mich sehr dich zu sehen", er klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken. Dann sah er Ryoichi, der noch draußen stand. "Aah, da bist du ja Ryoichi! Ich brauche dich um Miyabi abzuholen. Ich glaube sie hat jetzt lange genug mit Madara gesprochen", erklärte er. "Außerdem tut zu viel davon wirklich nicht gut", fügte er flüsternd hinzu.

Madara hatte den Blick, als sie das sagte, unentwegt auf sie gerichtet und irgendwas in ihm wurde... lockerer, sackte hin sich zusammen. Madara wollte aufstehen und zu ihr gehen, aber ein gewalter Schmerz jagte durch seine Seite, sodass er es nicht bis zum Sofa schaffe, sondern nur knapp davor vor Miyabi kniete und die Hand nach ihr ausstreckte. "Es tut mir Leid", sagte er unfassbar heiser, "dass ich dich nicht erkannt habe. Ich habe... gar nichts erkannt. Nichts. Aber du bist wieder da. Und ich bin wieder da." Es fühlte sich nicht so an, als hätte er das selbst gesagt, er fühlte sich nicht seinem Körper zugehörig.

Ryoichi machte irgendein vages Geräusch und drückte die Kippe aus, um mit hinein zu gehen, wo er sich einmal streckte. "Okay. Wenn der irre Uchiha mich anzündet, wenn ich den Raum betrete, übernimmst du aber die Verantwortung", sagte er dann und ging schonmal vor.

Miyabi sah ihn mit weit geöffneten Augen an, es kam ihr alles unwirklich vor. Er hatte sich bei ihr entschuldigt. Er reagierte tatsächlich emotional auf sie. Sie spürte ihr Herz ungewöhnlich stark schlagen und in ihren Ohren rauschte es. "Madara...ich...", sie wusste nicht was sie sagen sollte. Unter großem Kraftaufwand und unter starken Schmerzen schaffte Miyabi es sich von der Couch auf den Boden zu hieven. Sie nahm seine Hand in ihre. "Danke", sagte sie mit bebender Stimme, sie biss sich auf die Lippen und hielt die Luft an, um die Schluchzer die sich in ihrem Bauch zusammenbrauten zurückzuhalten. Sie atmete tief durch und hielt sich ihre furchtbar schmerzende Seite. "Für die Entschuldigung", fügte sie hinzu, sie versuchte sich an einem Lächeln, aber es wollte ihr nicht gelingen.

Madara lachte leise, aber es war kein amüsiertes Lachen, sondern ein raues, verzweifeltes. Er legte seine zweite Hand auf ihre und zog sie zu seinem Gesicht, um dieses in ihnen zu vergraben.
Sie war wieder da.
Sie war es wirklich.
"Ich dachte, ich hätte alles verloren", wisperte er.

Sie spürte die Wärme seiner Wange an ihrer Hand und ihr fiel auf, dass sie keine Handschuhe trug. Es war wahnsinnig schön und vertraut so nah bei ihm zu sein und so menschlich hatte sie diesen Madara noch nie erlebt. Sie streichelte mit dem Daumen vorsichtig über sein Gesicht, während der Rest ihrer Hand an seiner Wange ruhte. Es fühlte sich alles so unwirklich an. "Mich wird man so schnell nicht los", sagte sie und weder an ihrer Stimme noch ihrem Gesicht war klar erkennbar ob sie weinte oder lachte. In Wirklichkeit war es beides zusammen.

Er lachte nochhmal schwach, das war alles so absurd. Dann lehnte er sich mit der Stirn leicht gegen ihre, die Augen geschlossen, und genoss ihre Wärme. Er wollte etwas sagen, aber es funktionierte nicht.
Zum Glück machte es Ryoichi dann richtig unangenehm, als er einfach die Tür aufriss. "Hallöchen, Mutti sagt eure Spielzeit ist um", verkündete er, die Augen vorsorglich geschlossen.

Miyabi zuckte zurück und drehte sich zur Tür. Sie fühlte sich für einen Augenblick sehr desorientiert, sie hatte für einige Augenblicke vergessen wo sie eigentlich waren. Die plötzliche Bewegung sorgte wieder für einen beinahe unaushaltbaren Schmerz in ihrer Seite und sie sackte etwas zusammen. "Waren das schon zehn Minuten?", fragte sie ein bisschen dämlich. Es war ihr gleichzeitig wesentlich länger und kürzer zugleich vorgekommen.

"Keine Ahnung, ich hab keine Uhr", meinte Ryoichi und hockte sich ebenfalls hin, weil die beiden ja auf dem Boden saßen, und öffnete dann auch die Augen, er konnte immerhin einfach Miyabi anschauen. "Wenn du hierbleiben willst, kann ich das Pain sagen. Aber keine Ahnung, ob ihr in die Pritsche da zu zweit passt." Er nickte Madara zu. "Schön, dich jetzt in echt kennen zu lernen. Ich bin Ryoichi."
Madara gab nur irgendein Geräusch von sich.

Miyabi sah wieder zu Madara und dachte nach. Eigentlich würde sie gerne noch bei ihm bleiben, andererseits waren sie beide verletzt und brauchten Ruhe und Platz um ohne Schmerzen liegen zu können. Und plötzlich merkte sie wie wahnsinnig erschöpft sie eigentlich war. "Ich würde gerne schlafen", sagte sie und war sehr müde. Noch immer hatte sie ihre Hand an Madaras Gesicht.

Madara hielt die Augen geschlossen und änderte nichts an seiner Position, wenn er Ryoichi jetzt noch anschaute würde der sofort sehen, wie schwach er gerade war!
Er hätte sich gern an Miyabi geklebt und sich nie wieder fortbewegt. Aber das fand er halt auch super dumm, deshalb atmete er einfach nur tief durch. "Schlaf gut, Miyabi", sagte er leise, aber wesentlich fester als zuvor noch.
"Kommst du wieder hoch?", fragte Ryoichi nach.
"Hm", machte Madara und stand auf, beziehungsweise wollte er das ber Güte tat das weh!!! Ehe er protestieren konnte, hatte ihn Ryoichi einfach unter den Armen gepackt und aufs Bett gesetzt wie ein Kind das seine Grobmotorik noch nicht im Griff hatte.
Dann hab er auch Miyabi auf.

Miyabi kam sich etwas bescheuert vor, so auf Ryoichis Armen. Und sie konnte sich gut vorstellen, wie unangenehm das eben für Madara war. "Schlaf du auch gut", sagte sie ebenfalls ziemlich leise. "Bis morgen?", fragte sie dann unsicher.

"Bis morgen", gab ihr Madara zurück und er lächelte!
Ryoichi war das egal, er grinste awkward, dann ging er aus dem Raum und schloss die Tür hinter sich. "Scheint ja gut gelaufen zu sein", sagte er locker und trug Miyabi durch das Gebäude zurück in ihr Zimmer. "Hat... Pain irgendwas gesagt wo Keiko steckt? Hidan scheint ziemlich fertig zu sein."

Miyabi schüttelte den Kopf. "Offensichtlich ist Keiko bei Tobi", sagte sie erschöpft. "Er ist sich sicher, dass sie noch lebt. Aber er will auch erst einmal abwarten, weil wir einen Plan brauchen. Weil er offensichtlich ein schwieriger Gegner ist", ihre Stimme klang schwer und sie spürte wie ihr das Schuldgefühl den Hals zuschnürte. "Ich weiß aber nicht ob er will dass es schon alle wissen", sie schluckte. "Ryoichi ich weiß nicht wie ich jemals wieder gut machen soll was da passiert ist".

"Hm", machte Ryoichi nur, er konnte sich vorstellen dass zurückhalten von Informationen in dem Fall eine zweischneidige Klinge war, aber er hielt es auch für die bessere Variante. "Wart's ab", meinte er dann. "Passiert, das ist das Risiko, das du als Ninja einfach eingehst. Selbst wenn es keinen Weg gibt, es direkt wieder gut zu machen, musst du es einfach versuchen und aus deinen Fehlern lernen. Ich werde dich auf jeden Fall unterstützen dabei."

Miyabi wusste sie nicht was sie dazu sagen sollte. "Es ist einfach so viel passiert. Und es ist alles so kompliziert. Ich weiß noch überhaupt nicht was das alles bedeutet", erklärte sie ihm und klang sehr niedergeschlagen. Sollte sie überhaupt darüber reden? Sie wusste es nicht.

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