Ars Vitae - Woche 2

Siku wollte erst nachfragen, wie Ljetsch ausgesehen hatte, weil an die Gesichter hatte er so knapp Erinnerung, aber von den Namen hatte er alle Bandmitglieder bereits vergessen, mit Ausnahme von Chris natürlich, da das schon irgendwie schwach wäre.
„Ah, ja, ich erinnere. Der Kleine, richtig?“ Er feixte dann. „Laila sagt doch nicht nein, wenn sie isch zuquatschen lassen kann. Und Fortuna auch nicht.“

„Waldmensch und Prinzessin gleichzeitig klingt als hätte sich jemand the best of both worlds nehmen wollen aber das kommt ja nie gut raus“, überlegte Kyo.
Sadako lachte trocken auf. „Ich glaub, sie sieht sich selbst auch so.“ Dann musste sie noch etwas weiter lachen. „Wenn Decarin Hannah Montana ist, dann ist Herr Douhls von der Elften aber Billy Ray Cyrus.“ Sie gluckste komisch und sang besonders schleimig achy breaky heart.

"Ich weiss halt wirklich nicht, wie ich darüber fühlen soll, dass der anscheinend jetzt sofort Pläne mit deiner Verwandtschaft hat", gestand Caiven. Weil wirklich ne Ahnung hatte er nicht direkt, aber ihm war halt doch aufgefallen, dass Chris sich nach dem Kuchending am Abend noch etwas komischer verhalten hatte als sonst und na ja, Ljetsch kannte er einfach.

Jerry verschluckte sich etwas und hustete und lachte gleichzeitig.
"Danke, jetzt kann ich den noch weniger ernst nehmen als sowieso schon."

Siku zuckte mit den Schultern. „Wir sind Wale, wir freuen uns doch auch immer, uns zu vernetzen, damit musst du auskommen“, sagte er amüsiert und klopfte Caiven auf die Schulter.

„Ist der neu?“, fragte Kyo, der das schon witzig fand, aber halt nicht ganz so sehr weil er Bhras halt nicht kannte.
„Ja, ja, der ist wohl der krass ältere Bruder von eben Decarin“, erklärte Sadako, woraufhin Kyo nickte.

"He, ist nicht so als wäre ich asozial oder so", brummelte Caiven. "Es ist nur. Ach egal. Versuchen wir die letzten zwei Stunden einfach möglichst locker hinter uns zu bringen."

"Ich kenn den nicht wirklich, aber mein Bruder hat voll dieses komische Ding mit seiner Schwester. Also, nicht Decarin, das wäre noch komischer. Die andere Schwester." Jerry zog eine Grimasse. "Irgendwie können sie sich nicht leiden, aber sie sind trotzdem super oft gemeinsam unterwegs, weil sie beide voll die Polizei sind und alle anderen noch weniger leiden können."

Siku lachte und wuschelte Caiven einmal kräftig durch die Haare. „Natürlich bist du nicht asozial, ich glaube, sonst würdest du es gar nicht mit mir aushalten“, fand er, weil <3 Caiven war niedlich.

„Ugh“, machte Kyo. „Jäger.“
„Kannst du laut sagen“, meinte Sadako.
„Lieber nicht.“ Kyo beugte sich zu den beiden vor. „Kriechen hier auf dem Hof doch vermutlich eh schon genug herum.“ Er gluckste, auch wenn er es eigentlich nicht so lustig fand.

Caiven zog den Kopf ein quietschte, weil seine nicht existente Frisur! Aber es fühlte sich auch sehr gut an, weil Siku es machte und oh, Siku berührte seinen Kopf!
"Ach was. Du bist genau die richtige Menge von ausgewogen und voll äh. Cool und so", erwiderte er und stiess ihn spielerisch etwas gegen den Arm.

"Jaja. Etwa sechzehn frisch in Ausbildung plus halt die ganzen, die tatsächlich Geld kriegen für die Sache", kommentierte Jerry. "Das sind schon etwas mehr als genug."

„Na das hoffe ich doch“, feixte Siku und stieß ihm genau so spielerisch zurück in den Arm. Sie hatten ja zum Glück jetzt super chill Zeit, weil Caiven seine Schicht schon durch hatte und Siku glücklich gewesen war. Er überlegte kurz, Caiven zu sagen, dass er keine Ahnung hatte, wie er es sich vorstellen sollte, mit Decarin am Wochenende eventuell in die Stadt zu gehen, aber nach genauerer Überlegung ließ er es doch lieber bleiben.

„Ich hab ja eigentlich Mitleid“, überlegte Kyo.
„Ich nicht“, sagte Sadako. „Wenn die wirklich nicht wollen würden, sollen sie halt den schwereren Weg nehmen und nicht den leichten und dann heulen, wie Leid es ihnen tut.“
„Hm. Ich weiß nicht“, meinte Kyo. „Tendenziell ja, aber praktisch sind die halt kleine dumme Teens und müssen erstmal lernen, dass die Welt sich nicht um sie dreht. Lieber sie lernen es spät als nie.“ Er zuckte mit den Schultern.
„Ich glaub, um die meisten von denen brauchst du dir echt keine Hoffnung zu machen.“ Sadako ächzte leise. „Die fühlen sich als hätte man sie hart beleidigt nur weil man ihnen sagt, dass ihre Funparty ne Paramiliz ist.“

Also hingen sie noch die Zeit wahrscheinlich um einiges gemütlicher als einige andere.

"Wir haben uns, ebenfalls am Donnerstag, etwas äh energisch unterhalten mit zwei frischen Mädels", erklärte Jerry diese Bemerkung für Kyo. "Erstaunlicherweise waren es aber weder Saika noch Decarin."

„Oha?“, kam es von Kyo, der natürlich immer ready für Tea über Jäger und deren Zöglinge war, ob er die nun kannte oder nicht.
„Wie heißen die beiden? Amanda und…?“ Sadako kratzte sich an der Wange, sie kam hart nicht drauf. „Egal, richtig unnötige Gestalten. Nicht so sehr wie Decarin, weil die ist der Superlativ, aber halt. Null Reflexionsfähigkeit.“

"Jaja, Amanda ist so ne Person, die macht einen auf Sozialextro und Family first, aber ein wenig ist das auch eine Ausrede, um überall mit einer Meinung und zu viel Präsenz dabei zu sein", erzählte Jerry, der als Klassenbekanntschaft mit Lästergen genug mitgekriegt hatte.
"Frayda ist die andere. Sie ist super das Gegenteil und hat trotz ihrer Muskeln gar keine Präsenz. Sie lebt mit ihrem Bruder und mit dem willst du halt auch unabhängig vom Jägerding nicht ins Disneyland. Super der Prepper und Silicon Ocean will ihm Chip unterjubeln."
Auch die Techgiganten waren vom Wasserlevel betroffen, aber die störte das halt weniger, die hatten alle fette Yachten.

„Ah!“ Sadako schnipste mit den Fingern. „Frayda wars, aus irgendeinem Grund hatte ich Freya im Kopf?“
Kyo lachte über Silicon Ocean. „Super der Prepper, ist das so ein Typ der eh schon fünf Schrotflinten in der Scheune hat? So einen will ich unbedingt mit Schusserlaubnis haben.“ Er gab zwei Daumen nach oben. Fucking Jäger.

"Uh, Freya, da stelle ich mir halt so einen krassen Wal drunter vor. Ich wette, Frau Jaravi kennt sogar eine Freya. Würde zumindest passend zu ihr und auch Juno."
Jerry stellte fest, dass er gern eine Freya gekannt hätte.
"aber ja, uff, lasst uns vielleicht nicht weiter über Jäger reden, sonst beschwören wir die noch herauf."

„Stimmt, die sind wie die Zeugen Jehovas“, meinte Sadako.
„Oder Herpes“, fügte Kyo an.

Am nächsten Tag hatte Bhras ganz leicht Schwierigkeiten damit, die Klasse gut unter Kontrolle zu halten und tatsächlich schlau über Schulstoff zu informieren. Vielleicht lag es daran, dass der Kuchenverkauf gestern immer noch allen im Kopf lag und es darum viele ankackte, heute tatsächlich was lernen zu müssen. Vielleicht war er aber auch tatsächlich selbst etwas abgelenkt, weil er immer wieder daran denken musste, heute mit Ariana zum Tanzen verabredet zu sein. Natürlich ganz unter Kollegen, nichts weiter, nur in der Schule selbst und nicht tatsächlich wo anders. Aber Bhras hatte sich trotzdem noch nicht entscheiden können, wie er tatsächlich mit dieser Situation und all ihrer möglichen Ergebnisse umgehen sollte und erst recht nicht, wie er es dann tatsächlich konnte.

Ariana ging es BLENDEND. Die Aussicht auf das berufliche Tanzdate später am Tag gab ihr ausgesprochen gute Laune, was aber nicht bedeutete, dass sie irgendwie nachlässig den Schülern gegenüber war. Im Gegenteil, vielleicht war sie sogar noch ein wenig strenger, einfach weil sie Freude daran hatte.
Nachdem ihre Stunden für heute aus war, ging sie bester Laune erst einmal ins Lehrerzimmer, aber nur um Tee zu kochen, danach dann direkt in den Theaterraum. Sie hatte sogar noch ein Metronom dabei für den Notfall.

Bhras war nicht zu spät, aber auch definitiv nicht zu früh, sondern so pünktlich wie möglich ebenfalls im Theaterraum. Er hatte aber noch zuvor kontrolliert, dass er ordentlich aussah und sich besonders gut die Zähne geputzt.
Trotz Arianas Anwesenheit, war die Atmosphäre im unbenutzten Theaterraum relativ gemütlich und beruhigend, weswegen er sogar ein recht ungezwungenes Lächeln herauskriegte, als er hineinkam.
"Sieht sehr schick aus hier. Ich kann gar nicht verstehen, wieso die Schülerschaft so einen Bogen um diesen Raum macht."

Ariana hatte schonmal die Anlage eingeschaltet und gescheit adjustiert, sowie das Metronom daneben gestellt, und war gerade dabei, für Bhras und sich selbst Tee einzuschenken, als er den Raum betrat.
Zur Begrüßung lachte sie leise. „Du weißt doch, kreatives Talent zeigen, wenn man nicht gerade Theater Kid ist, ist voll lolz, peinlich, und nicht normal“, sagte sie. „Und wenn ich mir Theater Kids anschaue, verstehe ich es sogar ein bisschen. Ich war selbst ein wenig so als Jugendliche.“

"Ach so?", meinte Bhras dazu und erwähnte lieber nicht, dass er in diesem Zusammenhang wohl dann das Theater Kid war.
Er nahm sich eine der Teetassen und bedankte sich dafür bei Arianna.
"Wir müssen das dann vor der Schülerschaft lediglich wie eine Herausforderung darstellen, die sie online zeigen können. Das sollte einige packen und der Rest wird dann durch Peer Pressure mitmachen müssen."

„Ja, ja, das ist sehr wichtig, da stimme ich dir zu. Es ihnen so verkaufen, dass es wichtig und cool ist, ein wenig Standardtänze zu lernen. Für Prestige und Taktgefühl.“ Sie pustete an ihrem Tee, trank aber noch nicht. „Was sagst du, sollten wir sie erstmal wie sie wollen einen Tanzpartner aussuchen lassen oder gleich festlegen? Ich weiß es zwar nicht definitiv, aber ich bin mir sicher, beim Winterball müssen wir schauen, dass die Tanzpartner von unterschiedlichem Geschlecht sind.“ Ihr gefiel das nicht so.

"Geht das denn überhaupt auf?", fragte sich Bhras. "Wechseln die sich dann ab jeweils oder ist das eine Reise nach Rom und die übrig geblieben können nicht dabei sein und sind darum entweder absolut zerstört oder tatsächlich froh?"
Gab ja beide Extreme. Einige namen es als Ausrede und die anderen waren totunglücklich, wenn niemand sie fragte.

Ariana zuckre mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sich die Bünzlifinanziers hart beschweren werden, wenn wir das nicht so machen und ich will meinen Job behalten.“ Zumindest noch die nächsten paar Jahre, in mindestens fünf Jahren würde sie eh umsiedeln müssen, hach. Da konnte sie dann gern eine schulinterne Revolution anzetteln.

"Ich werde das in diesem Fall so bald wie möglich noch abklären, damit wir es ohne Verwirrung kommunizieren können", entschied Bhras und schmunzelte leicht, nachdem er nach einem Moment Arianas Beleidigung richtig verstanden hatte.
Er gönnte sich einen kleinen Schluck Tee und schaute sich noch einmal im Raum um. Nein, alle Klassen würden hier nicht Platz haben. Vielleicht dann in der Turnhalle?

„Oh ja, bitte“, sagte sie, wie immer ein wenig amüsiert. Vielleicht konnte er auch seine Schwester bequatschen und die ging dann irgendwem die Hoden twisten, aber Ariana glaubte nicht wirklich, dass Erriade sich dafür begeistern liesse. „Schau mal. Falls wir selbst etwas Erklärung brauchen für die Tänze hab ich hier noch alte Tutorial Kopien, die sich lesen wie IKEA Bauanleitungen“, sagte sie dann und reichte Bhras eine Hand voll Zettel, wo schön mit Zeichnungen erklärt war, aber halt nicht wirklich gut und vor allem nicht dank der schlechten Kopierqualität. Ariana hatte sie auch eher mitgebracht, weil sie das sehr lustig fand.

Bhras blätterte durch diese Zettel und wollte erst sagen, dass es gar nicht so kompliziert aussah. Aber je länger er die Anleitungen anschaute, umso mehr waren einige Details verwirrend.
"Ich denke, wenn wir diesen Anleitungen zu genau folgen, enden wir als Knoten."
Er glaubte auch ohne Anleitungen gut zu wissen, wie man korrekt tanzte. Nicht, dass er da sehr viele Gelegenheiten zu hatte.

„Ja, das stimmt“, lachte Ariana „Können wir uns für später aufheben.“ Sie erhob sich dann aber auch, ohne ihm eine Chance zu geben, gescheit drauf zu reagieren, und stellte ihre Tasse zur Seite. „Womit wollen wir anfangen?“